Haltung
Meerschweinchen sind Rudeltiere und sollten daher nur zu mehreren gehalten werden. Sollte man ein einzelnes Tier halten wollen so sollte man sich für einen Hamster entscheiden - nicht für Meerschweinchen, Kaninchen etc.
Will man nur zwei bieten sich am ehesten Böckchengruppen an - zwei Böcke verstehen sich in der Regel recht gut, sollte es doch zu Problemen kommen ist eine Kastration sehr hilfreich. Der Schlüssel zu einer glücklichen Bockgruppe ist der Platz - ein Quadratmeter sollte es schon sein für zwei, etwa mit einem handelsüblichen Käfig von 140x70cm.
Böcke haben dabei noch den unschlagbaren Vorteil, dass sie oft zahmer werden als Weibchen und eher mal Schmusetiere darunter sind. Sie riechen dabei kein Stück anders und als stabiles Pärchen sind sie ideal als Kleingruppe, eher auch für Kinder geeignet und leicht zu halten. Nur die Harmonie sollte man nicht stören - nicht durch weitere Meerschweinchen, häufige Veränderungen des Geheges oder gar Deckeinsätze.
Möchte man gerne mehr als zwei Tiere sollte man sich ein kastriertes Böckchen anschaffen - etwa vom Tierheim, einer Notstation oder anderen Meerschweinhaltern, die ab und an Notfälle aufnehmen. Notfalls kann man das Tierchen auch selber kastrieren lassen - muss allerdings mit Kosten von 30-90 Euro je nach Tierarzt rechnen, und danach das Böckchen noch sechs Wochen lange alleine sitzen lassen, bis er sicher nicht mehr fruchtbar ist. Auch die Anschaffung eines Babybockes schützt nicht vor Nachwuchs - Meerschweine sind ab einem Gewicht von 250 Gramm fruchtbar, Weibchen teils noch früher.
Und dann steht einem die Welt der Meerschweine offen: zu einem kastrierten Böckchen kann man beliebig viele Weibchen zugesellen, sagen wir mal, sind es mehr als 15 wird es etwas anstrengend, aber grundsätzlich ist alles möglich. Platzbedarf liegt bei kleinen Gruppen bei 0,5qm pro Schweinchen, bei größeren Gruppen reicht aber auch ein Drittel Quadratmeter - es verteilt sich dann einfach besser.
Reine Weibchengruppen sind möglich, aber teilweise ziemlich zickig untereinander - vor allem zwei Weibchen neigen sehr dazu sich anzuzicken und furchtbar zu langweilen.
Auch zwei Böcke können sich lieben - es kann aber auch Ärger geben
Mehrere Böcke mit Weibchen sind nicht empfehlenswert - man braucht dafür schon sehr viele Weibchen (mindestens 10) und viel Platz, damit die Herren sich aus dem Weg gehen können. Gruppen wie Mama Papa Sohn sind absolut kritisch, es gibt nur wenige Ausnahmen, in denen das klappt.
Gehege kann man mit einfachen Mitteln selber bauen - eine Holzkiste mit 30cm hoher Umrandung, ein Stück Teichfolie oder PVC-Bodenbelag unten rein, einstreuen und fertig. Auch ein Bücherregal, das man auf die Rückwand legt und mit Folie auskleidet ergibt ein tolles Bodengehege. Regalbauten sind auch möglich, allerdings oft teurer und sie sollten vorne Türen mit Plexi- oder Bastlerglasscheiben haben, damit man die Tiere noch sieht - außerdem genug freien Platz über den Türchen für die Belüftung, und sie sollten wenigstens 120 cm lang sein, damit die Schweine auch Lauffläche haben. Problematisch ist dabei auch das Handling, es fliegt oft Streu raus, vor allem wenn man die Türchen öffnen muss und das misten ist umständlich.
Die Tiere freuen sich eben auch am meisten über Bodengehege - eine oder mehrere Bodenplatten, Umrandung aus 30cm hohen Brettern, vorne dran Bastler- oder Plexiglas damit man die Tiere besser sieht, alles mit Winkeln festschrauben, Teichfolie oder PVC rein. Man kann so groß bauen wie man will - ob 1 Quadratmeter oder 10, es ist alles möglich. Bei größeren Bauten muss man eben zum misten rein steigen - aber nachdem die Köttel fest sind und man sie Streu gut beiseite schieben kann ist das kein Problem, und auch die Meerschweinchen sind keinesfalls bissig. Aus eigener Erfahrung: Bodengehege sind viel einfacher und schneller zu misten als Etagenbauten.
Baileys hatte eine Bilderbuchvergesellschaftung - rein in den Eigenbau und sofort wie zu Hause gefühlt. Funktioniert am besten in größeren Gruppen aus Weibchen mit Kastrat.
Vergesellschaftungen sind eine Sache die sich ja nach Fall unterscheidet - daher gibts dazu Tipps lieber per Email, idealerweise, bevor man sich ein Tier holt und dann feststellt, dass diese Kombination nicht ideal war. Bei der Suche nach passenden Tieren und anderen Problemen können wir auch selber bei der Vergesellschaftung helfen, vor allem natürlich in Nordbayern oder gegen eine kleine Beteiligung an den Fahrtkosten.
Das Entscheidende ist die Auswahl des passenden Tieres: ein dominantes Weibchen verträgt sich am besten mit einem ausgewachsenen Kastraten, wo es einen Jungspund oder ein zurückhaltendes Weibchen gnadenlos unterdrücken würde. Sollen es unbedingt Weibchen sein oder Jungtiere, dann lieber zwei dazu setzen - so verteilt sich die Aufmerksamkeit besser und das alte Weibchen kann nicht beide gleichzeitig jagen. i eine bestehende gemischte Gruppe kann man problemlos Weibchen integrieren - war es bisher nur ein Pärchen ideal gleich zwei neue auf einmal, da das vorhandene Weibchen ggf. seine position ind er Rangordnung gefährdet sieht. War die Grupe dagegen bereits größer gibt es meistens gar keine Probleme.
Halbwüchsige oder erwachsene Böcke vertragen sich am besten nach einer Kastration mit Weibchen - ist der Bock schon zu alt oder möchte man lieber bei einem Bockpaar bleiben (Zahmheit, gute Erfahrungen mit Böcken) gesellt an dem alten Bock ein ganz junges Tier dazu, ideal 3-8 Wochen alt. Hier wendet man sich besser an Züchter oder Notstationen, die Altersangaben in Tierhandlungen sind oft eine allgemeine Floskel, die man jedem Kunden sagt, entsprechen aber selten dem tatsächlichen Alter! Ggf. hilft ein erfahrener Halter bei schätzen des Alters anhand des Gewichts. In Zooläden werden aber oft Tiere im Alter von 3-20 Wochen als "das ist sechs Wochen alt" verkauft.
Zwei Erwachsene oder halbwüchsige Böcke kann man leider nur sehr schwer aneinander gewöhnen, kennen sie sich aber wenigstens seit dem Babyalter eines der beiden funktioniert es meist ein Leben lang sehr gut.
Dennoch ist es ratsam sich beizeiten zu überlegen, was nach dem Tod eines Partners passieren soll - will man mit der Haltung aufhören oder auf eine Gruppe mit Mädchen umsteigen sollte der Bock rechtzeitig kastriert werden - ist er erst mal 6 Jahre alt ist es zu spät. Es schadet allgemein der Harmonie zwischen zwei Böcken nicht, wenn sie kastriert werden - es nimmt eher ein wenig den Druck raus und sorgt für eine tiefere Freundschaft.
Außenhaltung
Meerschweinchen kann man zwar draußen halten, aber nur in rundum sicheren Gehegen, in die weder Marder noch Ratten noch Raubvögel eindringen können. Egal wo man wohnt, Raubtiere gibt es überall - Freilauf ohne Deckung von oben und richtig feste Gitter ist einfach nur fahrlässig, jede Elster, Krähe oder Katze ist eine tödliche Gefahr.
Hier gilt es: rundum Gitter, punktverschweißt und viereckig, Maschenweite 1,2 cm. Nicht nur sechseckigen "Hasendraht" den beißt ein Marder leicht durch. Abdeckung von oben, sind die Tiere auch bei schlechtem Wetter draußen ein festes Dach, mindestens aber ein Gitter - ein Netz ist nicht ausreichend. Schutz gegen untergraben, etwa ein Estrich-Gitter, das man am Gitter rundum befestigen sollte und alle paar Wochen auf Rost untersuchen sollte. Dazu gehört eine wetterfeste Holzhütte (für den Winter mit einer zweiten Schicht Holz und Styropor wärmeisoliert) und vor allem ein schattiger Standort.
Im Sommer sterben sehr viele Meeris am Hitzschlag - man muss auch die Wanderung des Schattens bedenken. Mindestens die Hälfte der Fläche und die Hütte müssen immer im Schatten liegen. Für Außenhaltung gilt: Minimum 1 Quadratmeter pro Schwein, mindestens 4 Schweine zusammen, keine Bockgruppen. Sie müssen schon kuscheln können um sich zu Wärmen das geht nicht wenn sie Zoff haben, es müssen genug Tiere sein um eine Mindestwärme zu erzeugen und es muss Platz da sein um sich auch mal warm zu laufen.
Quelle Infotext von Susi & Gary (www.schweinchenparadies.de.tl/)